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Musikverein Weilen u. d. R.  Von gestern bis heute

von 1952 bis 1980

(Aus der Festschrift zum 40 jährigen Jubiläum 1990)

Die Jahre nach dem Gründungsfest

Ein weiterer Höhepunkt im bisherigen Vereinsleben kam für die Musiker um Augustin Koch bereits im Juli 1952. Der noch junge Verein nahm nach intensiver Vorbereitung von Gallus Geiger am Wertungsspiel in Frommem teil. Morgens um 5.30 Uhr war die Abfahrt mit einem Lastwagen der Fa. Maier; Neukirch. Nach etwas beschwerlicher Fahrt waren die Musiker sofort nach dem Eintreffen an der Reihe. Zum Vortrag brachten sie die ,,Intrade" von Johann Pezel in der Anfängerstufe. Die Musiker spielten sehr zur Freude des Wertungsgerichts und bei der Preisverleihung erreichte der Musikverein die Note ,,sehr gut", für den jungen Verein ein ausgezeichnetes Ergebnis und Lohn für harte Probenarbeit.

Leider konnte der Erfolg nicht gebührend gefeiert werden, da unser passives Mitglied Ignaz Koch, Mohrenwirt, im Alter von erst 50 Jahren einen Tag vor dem Wertungsspiel verstarb. Statt zu feiern mußten die Musiker zu einer Probe zusammenkommen und zum erstenmal Trauerweisen für die Beerdigung einstudieren, die die Musiker feierlich umrahmten.

Die Generalversammlung 1953 brachte eine Änderung an der Vereinsspitze. Alfred Seifriz wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, da Albert Seifriz nicht mehr zur Wahl als 1. Vorsitzender zur Verfügung stand. Xaver Mutschler wurde sein Vertreter. Schriftführer blieb Arnold Weinmann, Johann Burry wurde zum Kassier gewählt. Als Beisitzer wurden gewählt: Paul Weinmann, Ignaz Koch, Matthäus Eckenweber, Karl Ordowski, Albert Seifriz, Max Stauß und Josef Krachenfels.

Es wurde die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages auf 2 DM bei dieser Generalversammlung verabschiedet.

Für seine Unterstützung auf vielerlei Arten konnte Gallus Geiger zum 1. Ehrenmitglied des Musikvereins Wellen ernannt werden.

Vieles wäre ohne ihn nicht geworden. Ihm galt und gilt heute noch der Dank der ganzen Gemeinde, vor allem aber des Musikvereins.

Im Jahre 1953 wurde musikalisch Vieles begonnen, was heute Tradition heißt. Der Musikverein, der zu dieser Zeit bereits 24 aktive Musiker zählte, spielte am 1. Mai die Tagwache und weckte so die Bevölkerung zu früher Stunde. Dieser musikalische Morgengruß verlagerte sich später auf den Fronleichnamstag, wird aber von den Musikern noch heute mit Freuden gespielt. Die Ehrung der Toten auf dem Friedhof wurde ab diesem Zeitpunkt zum festen Bestandteil des Musikerjahres. Heute umrahmt der Musikverein eine kleine Feierstunde zu Ehren der Gefallenen der beiden Weltkriege.

An Weihnachten umrahmten die Musiker die heilige Messe (Heilig Abend oder Engelamt am 1. Weihnachtsfeiertag). Dies ist in der Regel auch heute noch der letzte öffentliche Auftritt im Jahr.

An der Fasnet wurde nun außer den Umzügen auch der Bunte Abend der Narrenzunft musikalisch mitgestaltet. Im Anschluß daran spielten die Musiker zum Tanz auf.

Zum zweitenmal in der noch jungen Vereinsgeschichte nahm der Musikverein im Jahre 1953 an einem Wertungsspiel, das in Rottweil stattfand, teil. Da der Bassist Gustav Koch kurzfristig erkrankte, konnte Augustin Koch den Schömberger Bassisten Karl Mager als Ersatz gewinnen. In der Unterstufe erreichte die Kapelle wiederum die Note ,,sehr gut" und die Gemeinde empfing den Musikverein am Ortseingang. Nach einem Ständchen für den erkrankten Bassisten feierte man diesen Erfolg in den örtlichen Lokalen.

Mit einem Lastwagen von Matthäus Eckenweber wurden die Musiker 1954 nach Deilingen zum Wertungsspiel gefahren. Ein 2. Rang wurde erspielt und im Gegensatz zu heute erhielt der Verein einen Lorbeerkranz, eine Urkunde und einen Pokal. Als kleine Anerkennung für die harte Probenarbeit unternahmen die Musiker zusammen mit der Feuerwehr und dem Albverein erstmals in der Geschichte des Vereins eine Wanderung. Tanneck, Geyerbad, Rappenstein und Hausen a. T hießen die Stationen.

Dirigent Augustin Koch ermahnte in der Generalversammlung 1955 die Musiker zum besseren Probenbesuch. Zwar seien einige mit Eifer bei der Sache, andere würden durch ihr Fehlen dem musikalischen Fortkommen hinderlich sein. Im selben Jahr unternahmen die Musiker den ersten Ausflug, der in die Landeshauptstadt Stuttgart führte. Für viele war es sicherlich das erste Mal, daß sie in Stuttgart waren.

Von verschiedenen Mitbürgern wurde der Musikverein gebeten, Hochzeitsfeiern musikalisch zu umrahmen. Es wurde deshalb beschlossen, daß dafür die Hochzeiter dem Verein 50 DM zu zahlen hätten.

Außerdem mußte er jedem Musiker (in den Anfangsjahren waren dies meist sieben Musiker) Getränke und zwei Essen stellen. Bei Hochzeiten mußte meist zum Tanz aufgespielt werden. Es war damals üblich, daß das Tanzpaar der Kapelle für eine Tanzrunde 40 Pfennige in ein Käßchen zahlen mußte. Em Ende teilten sich die Musiker den so erspielten Betrag.

Im Jahre 1956 besuchte uns der Musikverein Unlingen bei Riedlingen, dessen damaliger Vorstand war der aus Weilen gebürtige Otto Koch. Der Musikverein Unlingen nahm an jenem Tag mit Erfolg beim Wertungsspiel in Wehingen teil und besuchte unsere Musiker im Anschluß an die Preisverteilung. Unsere Musiker ließen sich nicht lumpen und holten die Unlinger am Ortseingang ab. Es ging direkt ins Gasthaus Kreuz. Dort entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung, die nur durch die Musikstücke der Unlinger und Weilener Kapelle unterbrochen wurde. Bis spät in die Nacht saß man beisammen und mit der Zusage eines Gegenbesuchs verabschiedete man sich.

Herbe Verluste trafen im gleichen Jahr den Verein, denn der Musikverein verlor zwei großartige Kameraden und Förderer. Kreuzwirt Matgtthäus Krachenfels starb im Frühjahr 1956. Noch wenige Monate vor seinem Tod hatte er bei der Weihnachtsfeier im stolzen Alter von 80 Jahren die Kapelle in Frack und Zylinder schwungvoll dirigiert. Wenige Monate später starb unser Ehrenmitglied und großer Förderer Gallus Geiger. Er hatte unsere Kapelle und Augustin Koch sehr unterstützt und zum Aufbau des Musikvereins wesentlich beigetragen.

Bereits 1957 kam es zum Gegenbesuch in Unlingen. Ein Ausflug am 5. Mai führte von Weilen zur Bärenhöhle, zum Blautopf, ins Ulmer Münster; nach Obermarchtal und schließlich nach Unlingen. Im Gasthaus zum Petrus entwickelte sich ein Musizieren wie wenige Monate zuvor in Weilen. Der örtliche Pfarrer und unser Bernhard Koch ließen mit ihren Sprüchen kein Auge trocken. Einer der schönsten Ausflüge hatte hier seinen Höhepunkt gefunden und erst am frühen Morgen verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und traten die Heimfahrt an.

Der Kassenbestand wurde im selben Jahr durch ein Gartenfest aufgebessert. Noch heute muß man die Gastkapellen bewundern, die bei anhaltendem Regen die Gäste unterhielten. Matthäus Eckenweber stellte damals dem Musikverein einen LKW für eine überaus erfolgreiche Altmaterialsammlung zur Verfügung. Diese Sammlung wurde fast jährlich durchgeführt und deckte einen Großteil der Ausgaben des Vereins. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte konnte dadurch vier Jungmusikern die Möglichkeit an einer Fortbildung auf Kreisebene geschaffen werden.

Die Teilnahme am Wertungsspiel in Schörzingen 1958 sowie bei anderen öffentlichen Auftritten waren die Gründe gewesen, weshalb für die Aktiven Uniformen angeschafft wurden. Es sollte endlich ein einheitliches Bild abgegeben werden. Stolz präsentierten sich die Musiker am 2. Juni 1958 vor dem Rathaus in der schmucken Kleidung und die ganze Gemeinde war begeistert davon. Jeder Musiker mußte damals 90 DM Eingenanteil für den Kauf beisteuern.

Als weitere Anschaffung wurde ein Kaiserbaß gekauft, der von Gustav Koch erstmals an der Weihnachtsfeier geblasen wurde. Der Musikverein hatte 1958 vereinseigene Instrumente im Wert von ca. 3500 DM. 19 aktive und 45 passive Mitglieder gehörten dem Verein an. Für die Mitgestaltung der Fasnet wurde dem Verein von der Narrenzunft 100 DM gespendet, womit die musikalische Leistung des Vereins an den Fasnetstagen auch finanziell gewürdigt wurde.

1959 gehörte die musikalische Umrahmung des 50jährigen Priesterjubiläums unseres H. H. Pfarrers Denninger zu den Höhepunkten des Vereinsjahres. Die Wahlen an der Generalversammlung brachten keine Änderung.

Mit Bedauern nahmen die Musiker den Wegzug von Oberlehrer Dreher zur Kenntnis. 1960 wurde er für seine Verdienste um den Musikverein zum Ehrenmitglied ernannt und ließ sich hie und da noch bei Festen des Musikvereins sehen.

Der Mitgliedsbeitrag wurde 1960 auf 3 DM erhöht. Außerdem fand im selben Jahr ein Fest statt, bei dem die Stadtkapelle Schömberg, die Musikvereine Roßwangen, Schörzingen und Deilingen, der Gesangverein Ratshausen und der Kirchenchor Zimmern u. d. B. anwesend waren. Als Lohn für die Arbeit fand ein Ausflug ins Kaiserstuhlgebiet statt.

Die Vorstandschaft stellte 1961 neue Weichen. Wegen des schlechten Zuspruchs wurde die Generalversammlung auf Samstagabend verlegt. Der Musikverein sollte von nun an die Beerdigungen aktiver und passiver Mitglieder musikalisch umrahmen. Augustin Koch konnte der Versammlung berichten, daß die geschrumpfte Kapelle (16 Aktive) in nächster Zeit durch acht Jugendliche verstärkt werde.

Nachdem 1962 die Wahlen zur Vorstandschaft keine Änderungen ergaben, brachte Vorstand Alfred Seifriz zum Ausdruck: ,,Die Wahlen zur Vorstandschaft ergaben keine Änderung, da es sich um keine gut bezahlten Stellen handelt",  was zu allgemeinem Gelächter führte. Dirigent Augustin Koch machte in dieser Versammlung den Vorschlag, die besten Probenbesucher mit einem kleinen Präsent zu ehren, um dadurch den Aktiven einen weiteren Anreiz zum regelmäßigen Probenbesuch zu geben.

Dem Musikverein kam in diesem Jahr ein Hilferuf der Dautmerger Narrenzunft gelegen, den Fasnetsumzug am Dienstagvormittag musikalisch mitzugestalten. Die Musiker waren hellauf begeistert. Nach dem Umzug wurden sie mit Speis und Trank ,,überschüttet", was manchem nicht gut tat. Der Weilener Dienstagnachmittagsumzug mußte etwas später beginnen, da sich die Musiker nur schwer zur Heimfahrt entschließen konnten.

Die neugegründete Jugendkapelle hatte am Fronleichnamstag ihren ersten Auftritt. Den Zuhörern brachte sie einige Stücke zum Vortrag, die Gefallen fanden. Für die Jugendkapelle schrieb Augustin Koch 1963 einen Narrenmarsch, den die Jungmusiker an den Fasnetstagen spielten.

Einen großen Einnahmeposten von 900 DM konnte der Musikverein durch das Einbringen der Farrenwiesen erzielen, der die wesentlichen Ausgaben des laufenden Jahres abdeckte. Auch konnte den Jungmusikern wiederum die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Lehrgang ermöglicht werden.

Der Ausflug führte diesmal ins herrliche Montafon (Silvrettastausee, Gargellen) und wurde zu einem unvergessenen Tag für die Reisenden.

Die Weihnachtsfeier mußte ausfallen, da das Gasthaus Kreuz umgebaut wurde. Die Einweihung des Kreuzsaales 1964 brachte nicht zuletzt auch dem Musikverein neue Möglichkeiten, da nun größere Veranstaltungen in dem großen Saal abgehalten werden konnten. Noch im gleichen Jahr wurde ein Konzert mit dem Musikverein Deilingen veranstaltet, das 1. Konzert in der Vereinsgeschichte. Die wiedereingeführte Wehrpflicht hatte auch auf den Musikverein Einfluß, da mancher Aktive in der Folgezeit zur Bundeswehr eingezogen wurde. Die Kapelle machte es sich zur Pflicht, den Wehrpflichtigen am Vorabend des Einrückens zur Bundeswehr ein Ständchen zu spielen.

Ein weiteres Ereignis war am 6. Dezember 1964. Der aktive Flügelhornist Erwin Weinmann wurde an diesem Tag mit großer Mehrheit zum Bürgermeister von Weilen gewählt. Der Musikverein spielte ein Ständchen und gratulierte zur Wahl.

Da die Jungmusiker in die aktive Kapelle eingegliedert worden waren, sah sich Augustin Koch ,,gezwungen'", neue Musiker auszubilden. Seinem Ruf folgten elf Jugendliche, und der Verein konnte nun ohne Nachwuchssorgen in die Zukunft blicken.

Bei der Generalversammlung 1965 wurde Altbürgermeister Josef Koch zum Ehrenmitglied ernannt. Die Wahlen brachten wiederum keine Änderung. Schmerzlich traf den Verein der Tod des noch jungen Musikers Johann Weinmann im Frühjahr 1965.

Durch ein zweitägiges Frühlingsfest, unterstützt durch unsere Nachbarvereine, konnte ein weiterer BBass angeschafft werden. Dirigent Augustin Koch richtete 1966 einen Musikbeirat ein. Dieser Beirat sollte die Musikstücke auswählen, die geprobt werden sollten, und die Belange der aktiven Musiker vertreten. In den Ausschuß wurden neben dem Dirigenten, Karl Rinderknecht, Gerhard Weinmann und Ulrich Koch berufen.

Der Erfolg der Jugendkapelle beim Jugendkritikspiel in Balingen sowie die feierliche Investitur von Pfarrer Zink waren weitere musikalische Höhepunkte des Jahres 1966.

Von der Narrenzunft wurde dem Musikverein 1967 eine Fasnetsuniform schwarze Hose, grünes Bauernhemd, schwarze Mütze und rotes Halstuch  beschafft, die zum erstenmal beim Narrentreffen in Schömberg getragen wurde. Hier zeigte sich die Verbundenheit der Narrenzunft zum Musikverein, die bis heute anhält.

Neben einem Fortbildungslehrgang für die Jungmusiker ist vor allem die Teilnahme am Wertungsspiel in Schömberg, bei dem ein 1. Rang erspielt wurde, erwähnenswert.

Die Wahlen an der Generalversammlung 1968 brachten eine größere Umbildung der Vereinsführung mit sich. Alfred Seifriz gab nach 15 Jahren das Amt als 1. Vorsitzender ab. Auch Albert Seifriz, Xaver Mutschler, Johann Burry, Paul Weinmann, Ignaz Koch, Karl Ordowski und Josef Krachenfels verließen den Ausschuß. An dieser Stelle gebührt diesen Männern unser herzlicher Dank. Für die Verdienste um die Blasmusik wurde Alfred Seifriz nur wenige Wochen später vom damaligen Kreisvorsitzenden Hermann Bäckert die Goldene Ehrennadel des Deutschen Volks und Blasmusikverbandes überreicht. Der Musikverein ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden.

Die neue Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:

Arnold Weinmann

Matthäus Eckenweber

Hermann Koch

Gerhard Weinmann

1. Vorstand

2. Vorstand

Kassier

Schriftführer

Beisitzer: Max Stauß, Ulrich Koch, Rolf Hermann, Albert Weiss, Karl Rinderknecht, Leo Seifriz, Willi Reiner

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nahm der Musikverein 1968 beim Wertungsspiel in Schörzingen in der Mittelstufe teil und erreichte gleich einen 1. Rang. Die Musiker wurden bei der Heimkehr beglückwünscht und das Ergebnis wurde entsprechend begossen. Die Umrahmung des Kompanietreffens unseres Dirigenten Augustin Koch gehörte ebenfalls zu den erwähnenswerten Auftritten dieses Jahres.

Die Vorstandschaft des Musikvereins entschloß sich, das 20jährige Bestehen des Musikvereins Wellen mit einem großen Fest 1970 gebührend zu feiern. Schon im Jahr davor liefen die Vorbereitungen für dieses Jubiläumsfest auf Hochtouren. Dazu wurden den Aktiven neue Uniformen beschafft. Am Fronleichnamstag 1969 trugen die Musiker die neuen Uniformen erstmals und nach der Prozession stellten sie sich zum Gruppenbild auf.

Für entsprechende Probenarbeit sorgte wiederum die Teilnahme an einem Wertungsspiel in Dottemhausen.

Jubiläumsfest 1970

Der Musikverein stand drei Tage lang im Mittelpunkt des Interesses und das Gemeindeleben verlagerte sich über die Festtage ins Festzelt. Beim Festbankett am Samstagabend wurde Augustin Koch die goldene Ehrennadel für 20jährige Dirigententätigkeit überreicht. Matthäus Eckenweber erhielt für seine Verdienste um den Verein die goldene Bezirksehrennadel. Die silberne Ehrennadel erhielten die noch aktiven Musiker der Gründerzeit, Johann Burry, Hermann Koch, Gustav Koch, Ulrich Koch, Karl Rinderknecht, Matthäus Weinmann und Erwin Weinmann.

Ein schöner Festgottesdienst wurde von Pfarrer Zink gehalten. Der Höhepunkt der Festtage war der Festzug am Sonntagnachmittag. Der Einladung waren viele Gastkapellen gefolgt. Beim anschließenden Nachmittagskonzert wetteiferten die Kapellen um die Gunst des Publikums.

Ganz im Zeichen der Grundschüler stand das Kinderfest am Montag, das für die anwesenden Gäste ein kurzweiliges Programm bot. Im bisherigen Vereinsgeschehen war dieses Fest nach dem Gründungsfest 1952 der Höhepunkt für jeden Musiker und für die gesamte Gemeinde.

Bei den anstehenden Neuwahlen 1971 wurde für den ausscheidenden Beisitzer Max Stauß der aktive Musiker Walter Schumacher in den Ausschuß gewählt. Sonst traten keine Veränderungen ein.

Für die Mühen und Arbeiten der vergangenen Jahre genehmigte der Ausschuß erstmals einen 2tägigen Ausflug. Mit einem Doppeldeckerbus ging es am ersten Tag zu den Königsschlössern und zur Wieskirche. Nach einer Uhernachtung in GarmischPartenkirchen, bei der einige aus mancherlei Gründen keinen Schlaf fanden, führte der zweite Tag nach Reutte/Tirol, ehe man danach den Rückweg antrat.

Durch die Mitarbeit der Bevölkerung konnte im selben Jahr die Leichenhalle erstellt werden. Sie wurde durch Pfarrer Schneider; der damals erst wenige Tage in Weilen war, eingeweiht. Der Musikverein umrahmte die Einweihung musikalisch. Pfarrer Schneider wurde bei anderer Gelegenheit ein Begrüßungsständchen gespielt. Er setzte sich in der Folgezeit sehr für die Musik und den Gesang ein. Es war auch deswegen ein herber Verlust, als er im Jahr 1972 unerwartet verstarb.

Musikalischer Höhepunkt 1971 war ein Doppelkonzert mit dem Musikverein Ratshausen im Gasthaus Kreuz. Auch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an unser Ehrenmitglied Altbürgermeister Josef Koch fand unter Beteiligung des Musikvereins statt. Unter mächtigen Eichen wurde im selben Jahr ein Fest am Honau ausgerichtet, damit der arg gelittene Kassenstand wieder etwas aufgefüllt werden konnte.

Augustin Koch trat weiterhin den Weg nach vorne an und warb im Herbst 1972 weitere 19 Jugendliche für den Verein an, da die anderen Zöglinge in die aktive Kapelle eingegliedert werden konnten.

Augustin Koch gibt den Dirigentenstab an Leo Seifriz ab

Der Gründer und immerwährende Motor des Musikvereins Weilen, Augustin Koch, gab den Dirigentenstab an Leo Seifriz ab. Bei der Generalversammlung 1973 wurde der Dirigentenwechsel offiziell vollzogen. Über 22 Jahre leitete Augustin Koch die musikalischen Geschicke des Vereins, der ohne ihn wohl niemals in dieser Blüte stehen könnte. Die Jugendausbildung, den Grundstock für jeden Verein, führte er jedoch weiter.

Leo Seifriz hatte bereits im Herbst 1972 in Inzigkofen an einem Dirigentenlehrgang, der damals von den Musikdirektoren Gustav Lotterer und Helmut Haase-Altendorff durchgeführt wurde, teilgenommen. Somit war er auf das Amt des Dirigenten gut vorbereitet, da er dadurch die Grundlage zur Leitung der aktiven Kapelle geschaffen hatte.

Bei den Neuwahlen 1974 traten Matthäus Eckenweber; Rolf Hermann, Walter Schumacher und Dirigent Leo Seifriz (er wurde, da er nun Dirigent war, nicht mehr gewählt) aus der Vorstandschaft aus. Neu dazu kamen Hermann Koch (Kassier), Gustav Koch, Siegfried Roming und Josef Seifriz. Ulrich Koch, der ebenso wie Vorstand Arnold Weinmann, Karl Rinderknecht, Albert Weiss und Willi Reiner wiedergewählt wurde, übernahm das Amt des 2. Vorsitzenden. Auch Gerhard Weinmann trat als Schriftführer ab. Der Schriftführer war bis zu diesem Zeitpunkt nicht Mitglied des Ausschusses. Da Josef Seifriz dieses Amt nun übernahm, wurde diese Tätigkeit aufgewertet und von nun an zum festen Bestandteil der Vorstandschaft. Beda Koch konnte bei der Generalversammlung zum Ehrenmitglied ernannt werden.

Im Hinblick auf das 25jährige Jubiläum des Musikvereins besuchten die Musiker unter der Leitung ihres neuen Dirigenten Feste der Musikvereine aus den umliegenden Gemeinden, damit auch zu unserem Jubiläumsfest möglichst viele Musikvereine zum Gegenbesuch kamen.

Augustin Koch motivierte die junge Generation, und erstmals in der Geschichte des Vereins konnten 18 Jungmusiker mit Erfolg die A-Prüfung ablegen. Der Kreuzsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Jungmusiker zu Gunsten der Kirchenrenovierung aufspielten. Im Frühling 1975 konnte Augustin Koch ein Konzert mit dem Musikverein Tuningen/Kreis Tuttlingen vereinbaren. Mit einigen Begleitern fuhr die Jugendkapelle zum Konzert mit der aktiven Kapelle des Musikvereins Tuningen. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt, und den Zuhörern wurde eindrucksvolle Musik geboten.

Im Jahre 1975 konnte Gründungsvorstand Albert Seifriz sowie Karl Ordowski, Paul Weinmann, Matthäus Eckenweber; Johann Burry und Ignaz Koch zu Ehrenmitgliedern ernannt werden.

Jubiläumsfest 1975

Da der Mitgliederstand der aktiven Kapelle nicht sehr groß war; musste die Jugendkapelle in die aktive Kapelle eingegliedert werden.

Leo Seifriz konnte nun aus dem Vollen schöpfen und spätestens am Festabend hörten die Festbesucher, wie gut der Leistungsstand der Kapelle war. Nach diesem gelungenen Auftakt am Freitagabend, der Begrüßung durch Vorstand Arnold Weinmann und dem Fassanstich durch Bürgermeister Erwin Weinmann, trat der Kreisvorsitzende Manfred Rebstock ans Mikrophon, um die Ehrungen vorzunehmen. Für langjährige aktive Vereinstreue wurden einigen Musikern die jeweiligen Ehrennadeln angesteckt.

Altbürgermeister Josef Koch und Bürgermeister Erwin Weinmann erhielten die Ehrennadel in Gold. Mit der Bundesfördermedaille am Bande konnten Augustin Koch und Beda Koch ausgezeichnet werden. Ein weiterer Höhepunkt war der Festzug am Sonntagnachmittag und das Nachmittagskonzert der Gastkapellen. Die Kinder zeigten anlässlich des Kinderfestes am Montag, zu was für Leistungen sie fähig waren.

Das Jubiläumsfest darf als gelungene Veranstaltung bezeichnet werden, bei dem das Gemeindeleben für einige Tage vom Musikverein bestimmt wurde. Es darf jedoch bei dieser Gelegenheit festgestellt werden, dass alle Festveranstaltungen ohne aktive Unterstützung seitens der Gemeinde, der anderen Vereine und nicht zuletzt der ganzen Bevölkerung vom Musikverein nicht so hätten durchgeführt werden können.

Nach diesem Fest trat der Probenalltag wieder ein. Ein großes Problem für die starke Kapelle unter Leo Seifriz war der kleine Probenraum im Rathaus. Eine befriedigende Probenarbeit war akustisch und klimatisch nur unter großen Mühen und Anstrengungen möglich. Dies änderte sich im darauffolgenden Jahr; als die Gemeinde dem Musikverein das ehemalige Schulgebäude als Proberaum zur Verfügung stellte.

Augustin Koch hatte in der Zwischenzeit wiederum neue Jugendliche angeworben und mit der Ausbildung begonnen.

Die Neuwahlen 1976 brachten keine Veränderungen an der Vereinsspitze mit sich.

Wie nahe Freude und Leid beieinander liegen, verspürten die Musiker im Mai 1976. Das erfolgreiche Abschneiden beim Wertungsspiel in Schömberg war überschattet durch den Tod des jungen Musikers Richard Weinmann, der wenige Tage vor dem Wertungsspiel einen tragischen Unfalltod erlitt.

Nur wenige Wochen nach dem Wertungsspiel in Schömberg erspielte sich die Kapelle unter Leo Seifriz beim Wertungsspiel in Gosheim in der Mittelstufe einen 1 Rang mit Auszeichnung. Die Freude über die erstmals erreichte Leistung war groß und wurde natürlich gebührend gefeiert.

1977 hatten die Musiker in Gößlingen beim örtlichen Musikverein ein Stelldichein, um sich anlässlich eines Doppelkonzerts im Vortragen konzertanter Musik zu messen. Die Jugendkapelle unter Augustin Koch nahm nach intensiver Probenarbeit im gleichen Jahr mit Erfolg am Jugendkritikspiel in Bisingen teil.

Mit Ehrenvorstand Alfred Seifriz und Ehrenmitglied Beda Koch musste zwei großen Gönnern in diesem Jahr das letzte Geleit gegeben werden, die maßgeblich am Aufbau des Vereins beteiligt waren.

Das sogenannte Wasenfest wurde durch Anwohner der Wasenstraße (meist Eltern der Jungmusiker) ausgerichtet. Durch dieses Fest sollte dem Verein bzw. der Jugendkapelle die Anschaffung eines Basses ermöglicht werden. Als Gastkapelle konnte Augustin Koch die Jugendkapelle Schömberg unter Leitung von Günter Kirschbaum gewinnen. Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg.

Nicht nur der Musikverein prägte das Jahr 1977. Auch der glimpflich verlaufende Absturz von zwei Düsenflugzeugen des Typs Phantom hinterließen einen bleibenden Eindruck im Gemeindeleben.

Nach erneuter Wiederwahl des gesamten Ausschusses bei der Generalversammlung 1978 konnten bei dieser Gelegenheit Xaver Mutschler, Max Stauß, Josef Krachenfels, Erwin Weinmann (Breitenriedstr.), Matthäus Weinmann und Gustav Koch zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Der Gegenbesuch des Musikvereins Gößlingen bei einem Konzert, die Teilnahme der Jugendkapelle am Jugendkritikspiel in Rosenfeld, sowie die Ausrichtung eines Festes in der Sägehalle waren wichtige Termine im laufenden Jahr. Außerdem wirkte der Musikverein bei der Wiedergründung des Katholischen Kirchenchors Weilen und beim Gründungsfest des Musikvereins Zimmern u. d. B. mit. Zum seltenen Fest der Goldenen Hochzeit wurde Viktoria und Emil Koch ein Ständchen gespielt. Der letzte Gruß musste in diesem Jahr den Ehrenmitgliedern Altbürgermeister Josef Koch und Ignaz Koch gespielt werden.

Was lange währt, wird endlich gut, so könnte man das lange Tauziehen um die Satzung und Eintragung des Vereins beim Amtsgericht bezeichnen, ein, wie Vorstand Arnold Weinmann sagte, wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Nach nur zehn Jahren seit der Anschaffung von neuen Uniformen, wurden die Aktiven 1979 neu eingekleidet. Erstmals beim Wertungsspiel in Deilingen konnten die Uniformen präsentiert werden. Beim Festzug goss es in Strömen, und der Regen freute sich, daß der Musikverein Weilen bei diesem Wetter neue Uniformen anhatte. Beim Wertungsspiel konnte, wie 14 Tage später in Dotternhausen, wiederum ein 1 Rang mit Auszeichnung erspielt werden.

Für die Jugendkapelle hieß es in diesem Jahr zweimal antreten, zuerst beim Jugendkritikspiel in Nusplingen und als Höhepunkt beim Tag der Bläserjugend in Ulm, wo nach dem Kritikspiel zusammen mit ca. 8000 Jungmusikern vor dem Ulmer Münster mehrere Massenchöre gespielt wurden.

In den folgenden Monaten liefen dann die Vorbereitungen für das 30jährige Vereinsjubiläum auf vollen Touren, womit fast die ganze Gemeinde beschäftigt war.

Es ist schon bekannt, daß in Weilen die Ämter lange von den gleichen Personen besetzt werden, und so verwunderte es niemand, daß bei der Generalversammlung 1980 die Wahlen für den Ausschuss zu keiner Veränderung führten.